Labyrinthfische. Nach der neueren Systematik ist die Familie der Labyrinthfische (Labyrinthiei) als solche kassiert. Man faáte unter diesem Namen diejenigen Gattungen zusammen die neben den Kiemen noch ein ber der Kiemenh”hle liegendes akzessorisches Atmungsorgan (Superbranchialorgan), das Labyrinth, besitzen, welches ihnen erm”glicht, den Sauerstoff' aus der atmosph„rischen Luft zu entnehmen. Ein solches Organ besitzen die Gattungen Ophiocephalus (Schlankopffisch), Anabas Kletterfisch), Polyacanthus (Groáflosser), Osphromenus (Gurami), Trichogaster (Fadenfisch), Betta (Kampffisch), Liuciocephalus (Hechtkopf) , Mikracanthus (Kleinflosser) und Helostoma. Die letzten sieben Gattungen sind zur Familie der Osphromeniden vereinigt, w„hrend die beiden ersteren als selbst„ndige Familien der Unterordnung Peresoces zugewiesen sind. Am einfachsten ist das akzessorische Atmungsorgan bei den Ophiocephalidae entwickelt. Es besteht in einer ber der Kiemenh”hle liegensen sackartigen Ausstlpung, deren Wandungen mit zahlreichen feinen Blut„derchen durchzogen sind. Bei den Anabantidae und Osphromenidae befinden sich in der H”hlung zahlreich gewundene Knochenpl„ttchen (I,amellen), die mit der gef„áreichen Haut bekleidet sind. Infolge dieser Nebenatmung sind die Tiere imstande, l„ngere Zeit, bis zu 4 Stunden, auáerhalb des Wassers oder in schlechtem Wasser zu leben. Ohne Luftatmung verm”gen sie, wie C. Bruning, Hamburg bewies, nur kurze Zeit zu leben. Er brachte einige Zentimeter unter der Wasseroberfl„che einen Deckel aus Drahtgaze an, welcher verhinderte, daá das Versuchstier, ein Makropodenm„nnchen, an die Oberfl„che kommen konnte. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, atmosph„rische Luft zu schnappen, sank das Tier nach 20 Minuten zu Boden und verendete nach Verlauf von 45 Minuten. Die Tiere lassen die verbrauchte atmosph„rische Luft in Gestalt von Luftperlen aus dem Labyrinth entweichen, und wenn sie keine neue einatmen k”nnen, dringt das Wasser in das luftverdnnte resp. luftleere Labyrinth und sie "ertrinken". Wegen der geringen Ansprche, die die Labyrinthfische an den Sauerstoffgehalt des Wassers stellen, wegen ihrer pr„chtigen F„rbung und Zeichnung, ihrer Anspruchslosigkeit und ihrer leichten Zuchtbarkeit geh”ren sie, besonders die Osphromenidae, zu unsern beliebtesten Aquarienfischen. Sie sind Brutpfleger, die vor dem Ablaichen ein Nest aus Schaumblasen zur Aufnahme der Eier und der ausgeschlpften Jungfische bilden. Sie holen mit dem Maule eine Portion atmosph„rischer Luft von der Oberfl„che des Wassers und umhllen die Bl„schen mit einem Sekret, um sie aus dem Maule, resp. hinter den Kiemen wieder auszustoáen. Mit Vorliebe wird daá Schaumnest unter einem Schwimmblatte angelegt. Ueber die Bedeutung des Schaumnestes ist man trotz vieler Ver”ffentlichungen in letzter Zeit noch nicht im klaren. Zun„chst wird es ein Konzentrationspunkt sein, an welchem die Tiere ihre Jungen zusammenhalten, um sie besser schtzen zu k”nnen. Auáerdem mildert es die Wirkung der Sonnenstrahlen und dient den Eiern und eben ausgeschlpften Jungfischen als Schwimmapparat. Es ist nachgewiesen daá Eier, die zu Boden fallen, verpilzten und Junge, die vom Boden aus nicht wieder ins Nest gelangen konnten, unfehlbar zu Grunde gingen. Hieraus ergibt sich fr eine erfolgreiche Zucht der Labyrinthfische die Vorschrift, in den Zuchtaquarien den Wasserstand nicht h”her als 10 bis 12 cm zu nehmen, bei den kleineren Arten (Kampffisch etc.) noch niedriger. Da die Jungen bei 22 bis 26 C. bereits nach ein bis zwei Tagen ausschlpfen, infolgedessen noch sehr unentwickelt sind, bedrfen sie innerhalb der ersten zwei Wochen reichlicher Infusoriennahrung. Diese bildet sich in gengender Menge nur in gr”áeren Aquarien. Wenn auch die Osphromeniden infolge ihrer Labyrinthatmung in kleinen Aquarien gehalten werden k”nnen, zur erfolgreichen Zucht verwende man nur groáe Aquarien. Die vielen Miáerfolge sind nur zurckzufhren auf die Verwendung kleiner Zuchtbeh„lter. Aus: Bibliothek fr Aquarien- und Terrarienkunde Heft 19 im Jahre 1909 Die Labyrinthische von K. Stansch