Euthanasie

(wie töte ich meinen Fisch ?)

Ein sehr heikles Thema, aber manchmal muß es halt sein. Wenn man alle FAQ's gelesen hat, sich mit allen möglichen Leuten über Krankheitsbehandlung ausgetauscht hat, wenn alle Medikamente, Quarantäne, Süßwasser-Bad, Kupfer, Oomed etc. nicht anschlagen und nur noch ein taumelnder und japsender, evtl. punkteübersäter Fisch durch das Becken torkelt oder sich schweratmend in einer ruhigen Ecke abquält, dann ist es soweit. Der Fisch, das ist absehbar, wird diese Nacht nicht überleben!

Natürlich kann man ihn eines "natürlichen Todes" sterben lassen, am nächsten Morgen weißlich, halbzerfressen von den Garnelen, Krabben und Würmern und kaum noch zu identifizieren auffinden oder (wahrscheinlicher) überhaupt nicht mehr finden. Das Becken wird dadurch ordentlich belastet, der Fisch hat sich schön gequält (vielleicht auch eine Träne aus dem Auge des Pflegers), ein neuer Fisch wird eingesetzt und glücklich ob der eigenen Moral (ich bin so tierlieb, ich habe nicht getötet) wird nicht an den nächsten Fall (der kommt früher oder später) gedacht.

In der Natur würde dieser Fisch frühzeitig schon von Raubfischen gefressen werden, da er nicht mehr schnell genug fliehen kann. Hier sollten wir den Raubfisch spielen und leider somit auch den Herrscher über (noch kurzzeitiges, leidenvolles) Leben und den Tod spielen. Diese Aufgabe sollten wir ernst nehmen und nur im allerletzten Fall, wenn es wirklich absehbar ist, das kein Weg daran vorbeiführt, einen Euthanasietod herbeiführen.

Die Gefühle, die einen dabei erfassen, sind durchaus unterschiedlicher Art. Natürlich sollte man sich zuerst fragen, ob man etwas falsch gemacht hat, oder ob der Fisch sowieso nicht zu retten ist. Viele Aquarianer versuchen wirklich noch, mit gezielter Einzelbehandlung (Quarantäne) das Tierchen aufzupäppeln. Oft klappts jedoch nicht und der Fisch ist am nächsten Morgen hinüber. (Vielleicht wäre töten doch besser gewesen?).

Auf jeden Fall wird das Gewissen doch erheblich belastet. Das reicht von verbalen urdeutschen Kraftausdrücken bis hin über Selbstzweifel oder heroischem Draufgängertum, zu "ach, hätt' ich doch lieber" und "s'ist scho' recht", über "ist eigentlich egal" oder "der Fisch war sowieso billig, Gottseidank ist mein 300,00 DM Prachtexemplar noch lebend im Becken".

Die meisten jedoch bedauern es zutiefst und versuchen, die schnellste und für den Fisch schmerzloseseste Methode anzuwenden. Wenn man dann noch zusätzlich ergründet, warum der Fisch gestorben ist (hoffentlich an Altersschwäche), so meine ich, gehört man zu den vernünftigen Aquarianern, die ihre Tiere artgerecht halten und pflegen.

So kann man es machen:

Es existieren einige Methoden der richtigen und viele Methoden der falschen Euthanasisierung von Fischen.

Chemisch:

Einige Veterinäre empfehlen MS-222, ein Fisch-Anästhetikum in einer Überdosis zu benutzen (auch andere tierärztlich empfohlene Mittel könnnen in einer Überdosis benutzt werden). Das Präparat kann von Chemiefirmen (z.B. Aldrich, 10 Gramm ~ 20,00 DM) als MS-222- Tricain-Methansulfonat oder Äthyl-3-Aminobenzoat-Methansulfonsäure bezogen werden. Setzt den Fisch in ein Becken mit 350 mg MS-222 pro Liter Inhalt. Das ist relativ human und für Fisch und Pfleger nicht allzu traumatisch.

Eine andere Möglichkeit ist die Injektion von Pentothal oder Barbituraten in die abdominale Höhlung des Fisches. Jedoch ist es nicht so ohne weiteres möglich, an eine Spritze mit Nadeln oder an unter das BTMG fallende Pharmazeutika heranzukommen und das Tier zu injizieren ist auch nicht jedermanns Sache. Aber es ist relativ schmerzlos für den Fisch. Im Löbbecke-Aquazoo wird ebenfalls ein Barbiturat benutzt.

Letzlich könnte man auch Alkohol benutzen. Man stellt eine etwa 10%ige Lösung von Ethanol mit Beckenwasser her (im Zweifelsfall Wodka 1:4 verdünnen). Diese Lösung in einem Extrabehälter mit dem Fisch läßt diesen einfach einschlafen. Den Fisch dann erst nach mehreren Minuten Bewegungslosigkeit entfernen und entsorgen. Nach Beobachtungen von amerikanischen Aquarianern soll der Fisch jedoch noch längere Zeit leiden. Also bitte Vorsicht.

Eine andere Methode (nicht von einem Veterinär) ist die Alka-Seltzer-Behandlung. Der Fisch wird in ein seichtes Becken gesetzt und zwei Alka-Seltzer-Tabletten werden unter den Kiemen plaziert. Der Fisch wird innerhalb weniger Minuten einschlafen.

Mechanisch:

Eine sehr effektive Methode ist die Dekapitation, das Abschneiden des Kopfes oder besser und genauer: Das Durchtrennen des Rückenmarkes (u.a. auch vom VDA empfohlen). Bitte nicht schreien, aber wenn es schnell und sicher durchgeführt wird, ist dies schmerzlos für das Tier. Die meisten Aquarianer sollten wohl diese Methode benutzen.

Bitte ein gutes, scharfes Messer (oder eine Schere) benutzen! Fisch auf ein Tuch legen, unter dem eine Schneidunterlage liegt. Der Fisch muß gut festgehalten werden, damit er nicht erst auf dem Küchentisch oder dem Fußboden neues Naß zu erreichen sucht. Das Messer latero-dorsal (seitlich am Rücken) kurz hinter den Augen ansetzen und das Rückenmark schnell durchtrennen und dann entlang der Höhe der lateralen Linie (die Seite einfach runter) weiterschneiden. Da die Fische meist sehr klein sind, geht das meist mit einem schnellen Schnitt, wobei natürlich i.d.R. der ganze Kopf abgetrennt wird.. Je schneller, desto besser für den Fisch. Das Messer sollte hinterher desinfiziert werden, falls es noch für andere Tätigkeiten benutzt werden sollte. Diese Methode soll die Beste sein.

Man kann den Fisch auch dadurch töten, indem man direkt mit einem geeigneten, stumpfen Gegenstand auf den Schädel schlägt, eventuell mehrfach kurz hintereinander. Dadurch wird der Fisch zumindest betäubt. Ein darauffolgender Stich in das Herz macht dann schließlich den Exitus. Diese Methode wird von Anglern als die Geeigneteste betrachtet. Unsere Tiere sind aber meist viel kleiner als die 20-pfündigen Hechte und können deshalb auch leicht zu Brei gehauen werden. Ein gezielter Steinschlag (10 kg) auf einen Neonfisch läßt sicher nicht mehr sehr viel übrig. Auch das Zertreten mit dem Schuhabsatz mutet eher ein wenig quälerisch an.

Andere Möglichkeiten:

Wenn Du Dich nicht in der Lage fühlst, all diese Sachen durchzuführen, so besteht auch die Möglichkeit, andere Leute zu bitten, diese unliebsame Arbeit zu erledigen oder die lokale Uni zu kontaktieren. Manchmal sind Biologen oder Mediziner in der Lage, die Fische noch für Forschungsstudien zu verwenden, oder diese zumindest fachgerecht zu töten.

So bitte nicht:

Diese Methoden werden häufig angewandt, sind jedoch im Gegensatz zu den vorgenannten Ansätzen suboptimal bis sadistisch.

Einfrieren:

Fische leiden bei dieser Prozedur. Es ist egal, ob die Fische in einer Tupperschale mit Wasser in den Gefrierschrank gesteckt werden oder zuerst in eine Schale mit Eiswürfel-Wasser gelegt werden, um dann tiefgefroren zu werden. Auf jeden Fall geht das zu langsam und die Fische leiden mehrere Minuten. Manche Fischarten (z.B. die Karausche) überleben sogar ein vollständiges einfrieren! Wer weiß schon, was auch mit See- oder anderen Warmwasserfischen passiert. Falls der Fisch vorher tot war, ist's natürlich egal, aber ein Abtöten durch Einfrieren ist nicht so human wie man denkt! Na ja, man sieht den Fisch nicht im Kühlschrank und für den Pfleger ist diese Methode wohl eher optimal. Diese Methode wird in Amerika am häufigsten praktiziert.

WC:

Niemals! Nach dem Motto: aus den Augen, tot der Fisch! Die Fische haben einen Todeskampf der mehrere Minuten dauert, bei Süßwasserfischen kann das sogar Stunden bis Tage dauern, während der Fisch in Chemi- und Fäkalien badet.

Alkohol (reinst):

Das Tier hat ebenfalls einen langen Todeskampf (bis zu 10 Minuten) vor sich.

Kochen

Den Fisch lebend in kochendes Wasser schmeissen, à la Hummer-Art, halte ich nicht für so optimal. Es gibt Fische, die dann noch fast eine Minute zappeln. Bei kleinen Fischen (2 cm) mag das Töten recht schnell gehen, aber bei großen Tieren wurde mir berichtet, daß diese doch versuchen, aus dem Topf herauszuspringen. Als hartgesottener Hobbykoch vielleicht erträglich, aber als Aquarianer... ???

Häckseln

In amerikanischen Küchen befindet sich im Abfluß der Spüle oft ein scharfes, anschaltbares, rotierendes Messer. Ein NG-Teilnehmer tötet seine Fische dadurch, indem er diese einfach in den Häcksler schmeißt. Ganz angenehm, oder?

Fisch im Ofen

Wenn man einen Kohleofen mit richtig hoher Glut sein eigen nennt, so mag diese Methode für kleine Fische halbwegs vernünftig sein. Aber bei lebendigem Leib verbrannt zu werden erinnert mich immer ein wenig an mittelalterliche Foltermethoden.

Einfach in den Müll schmeißen (oder Fisch luftgetrocknet)

In Sparta wäre der Entsorger besser aufgehobe, dort wurden kleine, schwach erscheinende Säuglinge einfach ausgesetzt, ähnlich wie die Fische jetzt. Der Todeskampf eines Wassertieres an der Luft dauert... und dauert... und dauert...

Würdest Du gerne ertrinken???

Ich danke den Diskutanten in alt.aquaria und de.rec.tiere.aquaterra mit guten und fundierten Beiträgen über das Thema Euthanasie.


ART ANF LINK LRIFF FAQ DIY HOME

Letzte Änderung 03.03.1997