Area: "DE.REC.TIERE.AQUATERRA" From: thorsten@endeavour.linux.actis.de (Thorsten Kuehnemann) Carsten L”ser writes: >ich habe seit dezember ein 200 l-becken. am anfang hatte ich braunalgen ^^^^^^^^ Am Abbau organischer Abfaelle sind eine ganze Menge verschiedener Bakterien beteiligt. Man kann sich das wie eine Kette vorstellen: Eine Bakterienart frisst die Abfaelle einer anderen Bakterienart. Deshalb kann es bei neuem Kies und neuem Filtermaterial viele Wochen dauern, bis sich genuegend Bakterien aller Sorten in der "richtigen" Menge gebildet haben. In der Zwischenzeit fuehlen sich Algen leider besonders wohl und sind sie erstmal da, wird man sie schwer wieder los. >Pflanzen: wahrscheinlich zu wenige Blaetter, die stark von Algen befallen sind, wuerde ich abschneiden, auch wenn dann von der Pflanze nicht mehr viel uebrig bleibt: befallene Blaetter erholen sich nicht mehr (in einem Jahr wirst Du Blaetter abschneiden muessen, damit die Fische mehr Platz zum Schwimmen haben :-). Die Beleuchtung hat nur einen geringen Einfluss, solange man nicht in der einen oder anderen Richtung uebertreibt. Deine Beleuchtung ist sicher im Rahmen des ueblichen. Fuer den Anfang solltest Du viele anspruchslose und _schnellwachsende_ Pflanzen einsetzen, z.B. den indischen Wasserstern (Hygrophila difformis, diese Pflanze gibt's fast ueberall zu kaufen). Dann wachsen kaum Algen. Ich weiss nicht, woran das liegt. In der Zwischenzeit entwickeln sich Deine langsamwachsenden Pflanzen, und die schnellwachsenden Pflanzen koennen entfernt werden. Ein paar Algenfresser koennen auch nicht schaden, wobei vielen das Fischfutter oder die Pflanzen besser schmecken, je nachdem. Am fleissigsten sind bei mir immer noch die Saugschmerlen, waehrend meine siamesischen Ruesselbarben fett geworden sind und beim Fuettern immer die gierigsten sind. Falls Du (wegen der wenigen Pflanzen) oefter einen Luftsprudler benutzen musstest: Versuche, ihn moeglichst selten zu einzuschalten. Algen moegen sauerstoffreiches und kohlendioxidarmes Wasser. Aquarienpflanzen lieben es umgekehrt (wobei die Fische nicht vernachlaessigt werden duerfen). In sauerstoffreichem Wasser werden einige Naehrstoffe (z.B. Eisen) fuer die Pflanzen unbrauchbar und sammeln sich im Filtermaterial. Fliesst das Wasser aus dem Filter plaetschernd ins Aquarium? Auch das ist nicht gut wegen der Wasserbewegung und wegen des Sauerstoffeintrags. Algen moegen keine Waserwechsel, sie lieben Ueberduengung. Zitat aus "Boshafte Aquarienkunde" von Erich Schaller (Alfred Kernen Verlag, 1970): "Wenn Sie ein Aquarium neu einrichten und alles wohl ueberlegt haben, die Pflanzen in schoenen Gruppen stehen, und die Fische funkeln, dann bleibt das so zwei oder drei Wochen. Spaeter, wenn die allergroesste Begeisterung vorbei ist, und Sie nicht mehr vor dem Aquarium, sondern wieder gemeinsam mit der Familie am Tisch essen, -- dann kommt bisweilen die grosse Zeit der Blaualgen. Wenn Sie Lust haben, Ausdruecke wie Leitwert, Redoxpotential, Nitrat- spiegel und so weiter Ihrem Wortschatz einzugliedern, werden Sie fest- stellen, dass es zwar aeusserst kompliziert, aber verstaendlich ist, wieso Blaualgen ploetzlich zu wuchern beginnen. Dieses Wissen laesst sich in Diskussionen weit besser verwerten, als zum Beeindrucken der Blaualgen, die Ihre Studienzeit dazu benutzt haben, alles, was an lebendem und totem Inventar (mit Ausnahme der Fische) im Aquarium vorhanden ist, mit einer schmierigen Schicht zu umhuellen. Blaualgen duerften mehr Aquarien auf den Speicher befoerdert haben, als alle Ueberschwemmungskatastrophen und sonstigen Ungluecksfaelle zusammen. Sie haben so etwas Deprimierendes an sich. Dabei sind Blaualgen nur halb so anhaenglich wie Wasserlinsen. Der Trick besteht ausschliesslich darin, sofort etwas zu tun, was, ist gar nicht so wichtig. Es gibt ganz gute Bekaempfungsmittel, die, seit die Amerikaner das Englische unter die Leute brachten, meist mit "stop" aufhoeren. Erzeugnisse, die sich an das gehobene Publikum wenden, gebrauchen den Ausdruck "ex", denn das ist Lateinisch. Wollen Sie jedes Risiko ausschalten, das nun einal mit Chemikalien verbunden ist, so verwenden Sie am besten Fleiss. Wenn Sie naemlich jeden zweiten Tag mit einem duennen Schlauch und Roehrchen die Blaualgenbrutstaetten absaugen, dann hoert der ganze Zauber so ploetzlich auf, wie er begonnen hat; wenn sie Glueck haben, nach zwei Wochen, wenn Sie Pech haben, nach zwei Monaten. Sobald ihre Pflanzen zu wachsen beginnen, ist das meist auch das Ende der Blaualgen. Sind Sie wasserchemisch interessiert, und das ist keineswegs eine Schande, sondern sehr vorteilhaft, dann werden Sie wissen, dass das Wachstum der Blaualgen abhaengig ist von einem gestoerten Verhaeltnis zwischen der Arbeit der Bakterien und dem Angebot an Abfall oder Faulstoffen. Beteiligt daran ist natuerlich alles, was ueberhaupt mit dem Aquarium zu tun hat: Vom Bodengrund angefangen ueber das Wasser, bis zu der Beleuchtung und weiss Gott, was noch alles. Mit einer Kleinigkeit koennen Sie die Blaualgen jedoch aergern: Lassen Sie, wenn Sie das Aquarium neu einrichten, Ihren alten verschlammten Filter noch drei Wochen laufen, bis Sie auch ihn reinigen." (Ende des Zitats, Schreibfehler von mir) Gibt es Aquarienbuecher dieser Art heute noch irgendwo zu kaufen? Thorsten